
Ein Beitrag von Cambridge-Club.com: Inmitten eines beeindruckenden Goldpreisbooms, den viele als historisch bezeichnen, vollzieht Barrick Gold einen bemerkenswerten Strategiewechsel. Der zweitgrößte Goldproduzent der Welt nutzt die Gunst der Stunde – nicht etwa, um sich noch tiefer im Goldsektor zu verwurzeln, sondern um sich davon zu lösen.
Barrick Gold kündigte gestern an, seine 50-Prozent-Beteiligung am riesigen, aber lange auf Eis liegenden Donlin-Goldprojekt in Alaska an Milliardär John Paulson und NovaGold für stolze 1 Milliarde US-Dollar zu veräußern. Ein Preis, der deutlich über der letzten Bewertung durch TD Bank von rund 600 Millionen US-Dollar liegt. Dieses Beispiel steht symbolisch für eine klassische Taktik in Goldbullenmärkten: Sekundärprojekte abstoßen, wenn die Preise hoch sind, und das Kapital auf erstklassige, renditestarke Minen konzentrieren.
Und genau das ist Barricks Plan. Der Fokus liegt künftig – ebenso wie beim Wettbewerber und dem Nevada Joint Venture Partner Newmont – auf sogenannten „Tier-1“-Minen – Großprojekte mit langen Laufzeiten und niedrigen Produktionskosten, die hohe Kapitalzuflüsse einspielen. Das eingenommene Kapital fließt in neue Initiativen, allen voran in die Entwicklung eines gigantischen 6-Milliarden-Dollar-Kupferprojekts in Pakistan sowie den Ausbau einer sambischen Kupfermine, die künftig zu den weltweit größten zählen könnte.
Auch weitere Verkäufe sind geplant: Mit Tongon in der Elfenbeinküste und Hemlo in Kanada sollen zwei kleinere Minen – die zusammen weniger als 10 % der Gesamtproduktion ausmachen – abgestoßen werden.
Das passt ins Bild: Mit einem wachsenden Fokus auf Kupfer
Einem strategisch entscheidenden Metall für Industrie und Energieinfrastruktur, will sich Barrick zukunftsfester aufstellen. Nicht umsonst steht sogar ein möglicher Namenswechsel von Barrick Gold zu Barrick Mining im Raum.
Für uns Investoren bedeutet das:
Die Führung von Mark Bristow spielt offenbar beim Gold auf Erhalt und beim Energiemetall Kupfer auf Wachstum. Die Entscheidung, nicht auf den überhitzten Goldmarkt zu wetten, sondern antizyklisch in Kupfer zu investieren, wirkt durchdacht. Denn während Gold als sicherer Hafen glänzt, wird Kupfer zum Herzschlag der kommenden industriellen Aufschwungphase.
Dass auch Newmont, der größte Goldproduzent der Welt, durch geschickte Verkäufe nicht-strategischer Assets bereits 4,3 Milliarden Dollar generieren konnte, zeigt: Der Goldsektor befindet sich immer noch nicht im Wachstumsmodus, sondern weiterhin in der Phase der Konsolidierung und Portfoliooptimierung – und Barrick nutzt dies, indem man alte Zöpfe abschneidet. Damit vergibt man zwar Potenzial für die Entwicklung der Goldprojekte, fokussiert das Kapital aber auf vermeintlich renditestarke Kernprojekte.
Ob die neue Strategie aufgeht, wird sich zeigen
Die Aktie von Barrick hinkt dem Goldpreis noch deutlich hinterher, da sich das Management noch nicht mit der Expansion bei mittelgroßen, schneller entwickelbaren Goldminen anfreunden kann. Stattdessen sucht man tragfähige Säulen für die nächsten 20-30 Jahre.
Carey MacRury, Metall- und Bergbauanalyst bei Canaccord Genuity sagte gegenüber Bloomberg:
Bergbauunternehmen sagen oft, dass es genauso schwer ist, eine Mine mit einer Produktion von 200.000 Unzen zu betreiben wie eine Mine mit 500.000 Unzen. Was Barrick will, sind riesige Erzkörper von Weltklasseformat, die jahrzehntelang halten können.
Langfristig könnte dieser Fokus den Supertanker wieder auf Kurs bringen. Mit dem Fokus auf hochrentable Minen, dem Ausbau im Kupfermarkt und der Auflösung der veralteten Pipeline positioniert sich das Unternehmen langfristig neu – ein starkes Zeichen für antizyklisch orientierte Anleger.
Ob das rote Metall das wahre Juwel im Portfolio wird, muss sich erst zeigen. Aus der alleinigen Sicht der Kapitalkosten gegenüber dem Cashflow, wäre es vermutlich die richtige Weichenstellung. Sollte Gold aber seinen Währungsanker für internationales Vertrauen zurückgewinnen, woran im Grunde jeder Goldinvestor glauben dürfte, dann sollte der Goldpreis seine Prämie noch deutlich ausbauen. Im Rückblick könnte es also in zehn Jahren so aussehen, als wäre es einerlei oder besser gewesen, die opportunistischen Goldprojekte wie Donlin in Alaska zu behalten, um sie zur Produktion zu führen.
Obwohl Analysten das schwer entwicklungsfähige Projekt schon abgeschrieben haben, hat der Kurs von Novagold (TSX: NG) trotzdem positiv reagiert und ist ist gestern +57% von 4 auf 6 CA$ gestiegen, obgleich die Chancen zur Entwicklung des Projekts durch den Ausstieg Barricks eher abgenommen haben. Doch wenn Spekulanten wie Paulson eine Goldrally wittern, dann setzen sie gerne auf die „Option“ mit dem größten Hebel…